Vorrede 1529

Dieser Text ist dazu bestimmt und in der Absicht begonnen worden, dass er eine Unterweisung für die Kinder und Unkundigen sei. Darum nennt man ihn auch von alters her auf Griechisch Katechismus, das ist eine Kinderlehre, die jeder Christ notwendigerweise wissen soll. Wer diese Grundkenntnisse nicht hat, kann nicht als Christ angesehen und zu keinem Sakrament zugelassen werden. Ein Handwerker, der die Gepflogenheiten seines Handwerks nicht kennt, wird ja auch als unfähig entlassen.

Deshalb soll man junge Leute die Stücke, die zum Katechismus oder zur Kinderpredigt gehören, gründlich lernen lassen und sie fleißig darin üben und damit beschäftigen. Darum ist auch jeder Hausvater verpflichtet, wenigstens einmal in der Woche seine Kinder und sein Gesinde der Reihe nach zu fragen und abzuhören, was sie davon wissen oder lernen, und wenn sie es nicht wissen, sie mit Ernst dazu anzuhalten. Denn ich erinnere mich an Zeiten, ja es geschieht noch täglich, dass man unerzogene alte, betagte Leute findet, die hiervon gar nichts gewusst haben oder noch wissen, und doch gleichwohl Paten werden und zum Abendmahl gehen und alles gebrauchen, was die Christen haben. Dabei sollten doch diejenigen, die zum Sakrament gehen, billigerweise mehr wissen und ein tieferes Verständnis aller christlichen Lehre haben als die Kinder und Schulanfänger. Allerdings belassen wir es für das gewöhnliche Kirchenvolk zunächst bei den drei Hauptstücken, die von alters her in der Christenheit erhalten geblieben sind, wenn auch oft unzureichend gelehrt und behandelt, so lange, bis sich alle, die Christen heißen und sein wollen, junge und alte, in diesen Stücken gut auskennen und darin wohl bewandert sind. Es handelt sich um folgende Stücke: