Die Zehn Gebote, der Glaube und das Vaterunser
Erstens: Die Zehn Gebote Gottes.
Das erste: Du sollst keine andern Götter haben neben mir.
Das zweite: Du sollst den Namen Gottes nicht ohne guten Grund in den Mund nehmen.
Das dritte: Du sollst den Feiertag heiligen.
Das vierte: Du sollst Vater und Mutter ehren.
Das fünfte: Du sollst nicht töten.
Das sechste: Du sollst nicht ehebrechen.
Das siebte: Du sollst nicht stehlen.
Das achte: Du sollst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten.
Das neunte: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.
Das zehnte: Du sollst nicht begehren sein Weib, Knecht, Magd, Vieh oder irgendetwas, das ihm gehört.
Wörtlich: »Du sollst den Namen Gottes nicht vergeblich führen.«
Wörtlich: »Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.« Der Nächste ist der Mitmensch, jeder, von dem wir uns aus einer Notlage retten lassen würden; vgl. Lk 10,25–37.
Zweitens: Die Hauptartikel unseres Glaubens.
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, der gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben ist, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur rechten Hand Gottes, des allmächtigen Vaters, und von dort kommend, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben. Amen.
Die heute gebräuchliche ökumenische Fassung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, die 1971 von der »Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte« veröffentlicht wurde, weicht davon teilweise ab: »Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen [= einzigen] Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige, christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.«
Drittens: Das Gebet oder Vaterunser, das Christus gelehrt hat.
Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden, unser täglich Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns vom Übel. Amen.
Luther bietet hier die damals gebräuchliche Form des Vaterunsers, ohne den Lobpreis (Mt 6,13), gemäß Lk 11,2–4. Ökumenische Fassung der »Arbeitsgemeinschaft für liturgische Texte«: »Vater unser im Himmel! Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.«
Dies sind die nötigsten Stücke, die man zuallererst Wort für Wort lernen muss; und man soll die Kinder daran gewöhnen, dass sie es täglich aufsagen müssen, wenn sie des Morgens aufstehen, zu Tisch gehen und sich abends schlafen legen; und man soll ihnen weder zu essen noch zu trinken geben, ehe sie es aufgesagt haben.
Ebenso soll ein jeglicher Hausvater mit dem Gesinde, Knechten und Mägden, verfahren, dass er sie nicht bei sich behalte, wenn sie es nicht können oder nicht lernen wollen. Denn man darf es keineswegs zulassen, dass ein Mensch so roh und wild bleibt, dass er das nicht lernt.
In diesen drei Stücken ist nämlich alles kurz, leicht verständlich und unkompliziert zusammengefasst, was wir in der Heiligen Schrift haben. Denn die lieben Väter oder Apostel (wer auch immer es war) haben darin zusammengestellt, was die Lehre, das Leben, die Weisheit und die Gelehrsamkeit der Christen ausmacht, wovon sie reden und handeln und womit sie sich beschäftigen.
Wenn nun diese drei Stücke begriffen sind, gehört es sich auch, dass man Auskunft geben könne über unsere Sakramente (die Christus selbst eingesetzt hat), das der Taufe und das des heiligen Leibes und Blutes Christi, nämlich zum einen den Text, mit dem Matthäus und Markus am Ende ihres jeweiligen Evangeliums beschreiben, wie Christus seinen Jüngern den Abschied gab und sie aussandte:
Luther lässt es dahingestellt sein, ob das sogenannte Apostolische Glaubensbekenntnis tatsächlich von den Aposteln formuliert wurde, wie es die Legende behauptete. Vgl. Anm. 69.
Während sich in der mittelalterlichen Kirche allmählich eine Siebenzahl von Sakramenten herausbildete, die dann auch durch das 2. Konzil von Lyon 1274 bestätigt wurde (Taufe, Beichte, Eucharistie [Abendmahl], Firmung, Priesterweihe, Ehe, Krankensalbung [Letzte Ölung]), ließen die Reformatoren in der Regel nur die beiden von Jesus Christus selbst eingesetzten, aus Wort und Element(en) bestehenden Sakramente gelten.